DZ Bank, Commerzbank, Deutsche Börse: Die deutsche Finanzwirtschaft steigt in Krypto ein

Erst langsam, dann ganz schnell: Nachdem die deutsche Finanzwirtschaft sehr lange zurückhaltend war, lässt sie sich nun immer mehr auf Krypto ein. Ein Überblick über einige Intermediäre, die darum kämpfen, nicht überflüssig zu werden.

In gerade mal zehn Tagen gab es drei Meldungen, die man vor einigen Jahren kaum geglaubt hätte, aber heute schon beinahe achselzuckend zur Kenntnis nimmt.

Details sind in allen Fällen ziemlich dürr. Daher geben wir die drei Meldungen knapp wieder, um danach ein wenig darüber zu spekulieren, wie sie zu verstehen sind.

DZ Bank startet „Digitalverwahrplattform“

Die DZ Bank ist zwar gemessen an der Bilanzsumme die zweitgrößte Bank Deutschlands, aber den wenigsten ein Begriff, da sie nicht im Endkundengeschäft arbeitet. Sie ist das Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken, etwa der Volks- und Raiffeisenbanken, welche sie etwa mit Liquiditätsausgleich und Refinanzierungsmitteln unterstützt.

Nun startet die DZ eine eigene „Digitalverwahrplattform“, die es erlaubt, „digitale Finanzinstrumente“ zu verwahren und abzuwickeln. Auf der Plattform wird sie „zunächst Kryptowertpapiere“ verwahren, darunter eine „Krypto-Anleihe“ von Siemens sowie „Kryptofondsanteile“ des Bankhauses Metzler.

Darüber hinaus hat die DZ Bank eine Kryptoverwahrlizenz beantragt, um „institutionellen Kunden auch die Investition in Kryptowährungen wie Bitcoin zu ermöglichen.“ Parallel dazu arbeitet die Bank bereits „an einem Angebot, mit dem Privatkunden direkt in Kryptowährungen investieren können.“

Technische Details gibt die DZ Bank nicht bekannt. Aber offensichtlich stellt sich die Bank gut auf, um das Netz der VR-Banken sowohl mit Kryptowertpapieren wie auch Kryptowährungen zu versorgen.

Commerzbank erhält Lizenz als Kryptoverwahrer

Während die DZ Bank die Lizenz als Kryptoverwahrer erst bei der BaFin beantragt hat, hat die Commerzbank sie als erste Großbank bereits erhalten.

Diese Lizenz, erklärt die Bank in einer kurzen Mitteilung, werde ihr ermöglichen, „ein breites Spektrum von Dienstleistungen im Bereich digitaler Vermögenswerte, speziell Kryptowerte, aufzubauen“.

Im ersten Schritt werde die Commerbank „ihren institutionellen Kunden eine sichere, regulatorisch konforme und zuverlässige Plattform für die Verwahrung von Kryptowerten auf Basis der Blockchain-Technologie zur Verfügung stellen.“

Mehr verrät die Commerzbank leider nicht.

Deutsche Börse nimmt digitale Assets in Strategiepapier auf

Noch nebulöser wird die dritte Meldung: Die Deutsche Börse hat am 7. November einen Strategiebericht „Horizont 2026“ veröffentlicht.

In diesem Bericht stellt sie ihre Pläne und Prognosen bis zum Jahr 2026 vor. Dazu gehört auch der „Ausbau der führenden Position im Bereich digitaler Plattformen für bestehende und neue Assetklassen“. Sie geht davon aus, dass durch „die Digitalisierung von bestehenden oder neuen Assetklassen mitsamt entsprechenden Handels- und Abwicklungsplattformen“ ein neues Wachstumspotenzial entsteht.

Um dieses Potenzial abzuschöpfen möchte die Deutsche Börse „eine Handelsplattform für digitale Anlageklassen“ aufbauen, „um das Angebot sowohl an investierbaren als auch an handelbaren Instrumenten deutlich auszubauen.“

Wer zu spät handelt, riskiert, überflüssig zu werden

Wie soll man das alles also verstehen? Am klarsten ist vielleicht noch die Mitteilung der DZ Bank. Sie wird Kryptowertpapiere wie digitalisierte Anleihen oder Fondsanteile verwahren und abwickeln, wodurch diese neue Wertpapierklasse es vermutlich relativ zügig ins ganze Netzwerk der Volks- und Raiffeisenbanken schaffen wird. Kryptowertpapiere laufen sehr wahrscheinlich als Token auf einer offenen Blockchain – die Siemens-Schuldverschreibung auf Polygon –, möglicherweise aber auch auf einer privaten.

Zugleich hat die DZ Bank vor, auch Kryptowährungen für die zu ihrem Netzwerk gehörenden Banken zu verwahren und möglicherweise auch für Privatkunden. Anstatt wie bisher eher insulär wie bei der Volksbank Bayern Mitte und der Volksbank Mittweida dürfte ein breites Spektrum an Krypto-Dienstleistungen in Zukunft bei jeder einzelnen Volksbank, von Berlin bis Beimerstetten-Eiselau, verfügbar sein.

Die Commerzbank beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit diversen Blockchain-Themen, auch wenn sie Bitcoin und anderen Kryptowährungen traditionell kritisch gegenüber steht. Die Tochter Comdirect hingegen bietet ihren Kunden schon seit mehreren Jahren Kryptowährungen im Sparplan an, wofür sie den ETP von 21Shares verwendet. Mit der Verwahrplattform will sie institutionellen Kunden erlauben, Kryptowerte zu verwahren. Ob es sich dabei um Kryptowährungen wie Bitcoin handelt oder um tokenisierte Wertpapiere ist unklar.

Bei der Deutschen Börse kann man immerhin annehmen, dass sie nicht von Kryptowährungen redet, sondern sehr wahrscheinlich von elektronischen und Kryptowertpapieren. Diese wurden durch das eWPG rechtlich möglich und kommen langsam, wie im Beispiel der DZ Bank zu sehen ist, auf dem Markt an. Dass die Deutsche Börse diese in ihrer Strategie bis 2026 einplant, sollte sich von selbst verstehen.

Tatsächlich aber ist das Thema für die Börse alles andere als unkompliziert. Denn Kryptowertpapiere ermöglichen es ja eben anderen Akteuren, Intermediäre zu umgehen. Daher wird sich die Deutsche Börse Mühe geben, frühzeitig zu handeln, um nicht zu den Mittelsmännern zu gehören, die am Ende keiner mehr braucht.

Und vielleicht ist das die Essenz von dem, was man aus den dürren, an Details knausernden Pressemitteilungen herauslesen kann: Das Rennen darum, nicht der übergangene Intermediär zu werden, hat begonnen.

Quelle: bitcoin.de