Kraken nimmt Monero für deutsche Kunden vom Handel, P2P-Börse Local Monero schließt – aber Alternativen entstehen bereits

Der Kampf gegen Privacycoins wie Monero (XMR) geht weiter. Deutsche Kunden dürfen Monero nicht mehr lange auf der Börse Kraken handeln, und auch der P2P-Marktplatz Local Monero wird bald schließen. Doch es gibt Alternativen, von denen vor allem eine vielversprechend ist. In Großbritannien erlässt die Regierung derweil ein monetär sensationell unbedarftes Gesetz zu Privacycoins.

Zu Monero (XMR), dem aufregendsten Privacycoin, gibt es einige Neuigkeiten. Wir erwartet fallen sie eher durchwachen aus. Der Krieg gegen monetäre Anonymität ist bereits im Gange.

Die Börse Kraken, einer der wichtigsten Handelsplätze für Monero, kündigt den Handelsstopp am 10. Juli für deutsche Kunden an. Sie nimmt zahlreiche Coins vom Handel, zum größten Teil vermutlich, weil das Handelsvolumen zu gering ist oder ein möglicher unerlaubter Wertpapierhandel droht. Aber da sie neben Monero auch die Privacycoins Mina und Zcash delistet, dürfe es auch um Probleme mit der Anonymität mancher Währungen gehen.

Dieses Delisting gilt für alle Assets, die in der Kooperation mit Kraken und der DLT Finance laufen, einer deutschen GmbH, über die sich Kraken die Erlaubnis bei BaFin gesichert hat. Daher werden die genannten Assets ab dem 10. Juli nicht mehr in Deutschland gehandelt werden.

Dieser Schritt folgt einem Delisting von Monero in Irland und Belgien. In Abstimmung mit dem Kooperationspartner dürften ähnliche Meldungen für den Rest Europas zu erwarten sein. Kraken steht damit nicht alleine. Die meisten Börsen haben Monero vorausahnend niemals zum Handel aufgenommen oder entfernen es bereits. Über kurz oder lang dürften nur wenige Börsen in wenigen Regulierungsoasen weiterhin Monero listen. Denn der Handel mit einem tatsächlich anonymen Coin dürfte nicht mit den Regulierungsvorstellungen der FATF kompatibel sein, insbesondere der „Travel-Rule“.

Auch P2P-Handel unter Druck

Wer nun meint, es wäre kein Problem, da der wahre Handel mit Privacycoins ohnehin außerbörslich stattfinde – etwa bei Local Monero oder per Atomic Swaps – sollte noch einmal nachdenken: Samourai, das vor gut einem Monat Atomic Swaps zwischen Bitcoin und Monero eröffnet hat, wurde heruntergefahren; die Entwickler verhaftet. Und Local Monero, das nun nötiger denn je wäre, kündigte Anfang Mai an, nach sieben Jahren ebenfalls zu schließen:

„Wir haben die schwierige Entscheidung gemacht, unsere Plattform zu schließen. Ihr liegt eine Kombination von internen und externen Faktoren zugrunde,“ erklären die Entwickler. Man glaube weiterhin an die Zukunft von Monero und erkenne aufregende Entwicklungen, aber man werde in etwa sechs Monaten die Webseite herunternehmen. Konkrete Gründe nennt das Team nicht, doch es ist offensichtlich, dass der regulatorische Druck zu hoch wurde.

Denn streng genommen, und im Lichte der Prozesse gegen Samurai oder Tornado Cash, haben die Entwickler von Local Monero, obwohl sie zu keinem Zeitpunkt die Treuhand über Coins ausüben, AML-Pflichten gegenüber Aufsichtsbehörden wie der US-amerikanischen FinCEN. Die neue Gangart der US-Justiz entfaltet bereits ihre Wirkung.

Selbstverständlich dürfte es immer einzelne Börsen und auch Peer-to-Peer-Plattformen geben, die den Handel mit Monero erlauben. Ein Vollverbot oder ein kompletter „Tod durch Regulierung“ ist bei Kryptowährungen schlicht unmöglich. So kann man heute schon Monero auf mehreren dezentralen Plattformen handeln, etwa Bitvalve, Haveno oder Serai; weitere sind angekündigt. Man weiß, wie man Atomic Swaps zu Monero bildet; dieser Geist lässt sich nicht zurück in seine Flasche stopfen.

Ein massives Problem wird dabei aber die Preisfindung sein. Ohne große zentrale oder dezentrale Börsen ist es kaum möglich, stabile Preise für einen Coin zu finden. Der Abschluss eines P2P-Handels hängt von vielen Faktoren ab – etwa dem Zahlungsmittel der Gegenpartei – und Liquiditätsprovider unterliegen so großen Risiken – sie stehen mit einem Fuß im Gefängnis wegen Beihilfe zur Geldwäsche – dass die Preisbildung fast zwangsläufig unzuverlässig sein wird.

Die Preise werden nicht nur wie bei Bitcoin und, mehr noch, kleineren Kryptowährungen, im Lauf der Zeit volatil sein, sondern auch im Raum: Sie werden sich erheblich von Marktplatz zu Marktplatz, wohl auch von  Angebot zu Angebot, unterscheiden. Bei größeren Mengen, die man kaufen oder verkaufen möchte, wird es vermutlich auch Liquiditätsengpässe und hohe Slippage-Kosten geben, wenn sich ein Handel zu tief ins Orderbook hineinfrisst.

XMRT: Monero als Token auf Ethereum

Eine technisch spannende Lösung kommt von Everywhere Finance, einem Team von Entwicklern, das ein „Omnichain-Ökosystem“ aufbauen möchte. Es hat vor kurzem XMRT angekündigt, ein ERC-20 Token auf einer beliebigen Blockchain, das mit Monero korrespondiert. Man glaube, schreibt das Team, „dass keine zentralisierte Börse in Zukunft XMR akzeptieren wird“. Daher bieten sie eine Lösung an.

Die XMRT-Token werden über eine Brücke von der Monero-Blockchain zu einer beliebigen ERC-fähigen Blockchain – etwa Ethereum – geführt. Dort werden sie bei der Einlage geminted und beim Auszahlen auf der Monero-Blockchain wieder verbrannt. Ähnlich wie bei Atomic Swaps findet der Vorgang statt, ohne dass jemand betrügen kann. Der Geist ist bereits aus der Flasche. Die Entwicklung geht nicht mehr dahin, Monero anonym zu machen – dies dürfte bereits weitgehend erfolgt sei – sondern den dezentralen, börsenunabhängigen Handel zu gewährleisten. Man kann erwarten, dass die Monero-Entwickler sich in Zukunft stärker darauf konzentrieren werden.

Wenn Monero als XMRT auf einer Blockchain wie Ethereum läuft, bekommt es Zugang zur Liquidität des DeFi-Ökosystems, mit dezentralen Börsen wie Uniswap, Futures, Optionen, Lending und vielem mehr. Der Kauf von XMRT – und damit auch einlösbaren XMR – wird mit jeder beliebigen Web3-Wallet möglich werden, und, vor allem, ein reibungsfreier dezentraler Handel über die vielen DeFi-Instrumente wird eine klare Preisbildung ermöglichen.

Die angekündigten XMRT-Token könnten genau die Liquiditätslösung sein, die ein dezentraler Markt für eine Kryptowährung braucht, und sie könnten das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Staatsgewalt und Technik auf eine neue Stufe führen. Was, nebenbei erwähnt, nicht unbedingt ungefährlich ist, da es die Justiz dazu bewegen kann, härter gegen Entwickler zu urteilen, die solche Lösungen erschaffen.

Amüsante Randnotiz von der Insel

Als Bonus haben wir noch eine amüsante Nachricht aus Großbritannien, wo sich die Gesetzgeber durch eine bemerkenswerte monetäre Hilflosigkeit auszeichnen. Sie haben ein neues Gesetz verabschiedet, das die Konfiszierung von Kryptowährungen erleichtern soll, unter anderem indem dafür nicht länger ein Haftbefehl vorausgesetzt wird. Eine Klausel des Gesetzes dreht sich auch darum, dass die Gesetzeshüter Coins zerstören sollen „wenn die Rückführung in die Zirkulation als schädlich für das öffentliche Gut angesehen wird“. Als Beispiel nennen sie explizit Privacycoins wie Monero, da diese „ein extrem hohen Grad der Anonymität gewähren und daher oft für Geldwäsche verwendet werden“.

So nachvollziehbar die dahinterstehende Idee ist, so unsinnig ist die Klausel ökonomisch. Denn da ein Coin wie Monero zahlreiche Stellen hinterm Komma hat, beeinträchtigt das Verbrennen konfiszierter Coins deren Zirkulation im Handel nicht im geringsten. Der Verlust von Coins ist, sagte schon Satoshi vor langer Zeit, „wie eine Spende an alle.“ Denn sie „machen nur die Coins von allen anderen ein Stückchen reicher.“ Alle anderen dürften in dem Fall und in der Welt der britischen Gesetzgeber vor allem die Kriminellen sein, die nicht länger Monero benutzen sollen.

Quelle: bitcoin.de