„Mining macht sich unverzichtbar“
Die ersten Bitcoin-Minen betrieb Hashlabs in Kasachstan. Heute schürft das Unternehmen in Norwegen, Finnland und Äthiopien. Die Gründer erzählen über die Strategien der jeweiligen Standorte – und wohin sich Mining bewegen wird.
Hashlabs ist ein Mining-Unternehmen, das weltweit Bitcoin-Minen betreibt. Es verkauft Asics und betreibt diese im Auftrag seiner Kunden. Damit ähnelt Hashlabs stark Bitkern, die wir erst kürzlich vorgestellt haben. Doch es sind die feinen Unterschiede, auf die es hier ankommen wird.
Die Geschichte von Hashlabs beginnt bei Alen Makhmetov in Kasachstan im Jahr 2021. China hatte eben das Mining verboten, und Miner mit Geräten für mehrere Gigawatt suchten nach einem neuen Standort. Das nahe gelegene Kasachstan bot sich an, und Alen ergriff die Gelegenheit. Heute wurde aus dem Unternehmen Hashlabs, das keine einzige Mine mehr in Kasachstan betreibt.
Ein attraktiver Standort – auf den ersten Blick
Alen hatte zuvor für Glencore gearbeitet, den großen Rohstoffhändler. Er hatte in Beijing die Herstellung von Legierungen in Schmelzen organisiert. Die Gelegenheit, die im Mining lag, erkannte er rasch. Denn das Schmelzen von Legierungen braucht viel Strom, weshalb Alen die wichtigste Kompetenz fürs Mining bereits mitbrachte: günstigen Strom in großen Mengen auftreiben und damit die Produktion skalieren.
Kasachstan war jedoch nur auf den ersten Blick ein guter Standort. Das Land hat einen Überschuss fossiler Energien, die man günstig beziehen kann. Das macht es reizvoll. Doch die Infrastruktur, die Stromnetze, waren alt. Es kam zu einer Überlastung der Netze, Kasachstan musste Strom aus Russland importieren, die Preise stiegen, und die Regierung erhöhte die Steuern und regulierte die Mining-Center genauer, um Überlastungen zu verhindern.
Jeder Standortvorteil von Kasachstan hatte sich in einem Jahr aufgelöst, und die Miner suchten eine neue Heimat. Mindestens ein Gigawatt an Bedarf zog weiter um die Welt – und Alen, nun ein Teil davon, zog mit. Dabei lernte er Jaran Mellerud kennen, einen Nordweger, und Marek Sarafik aus Tschechien, mit denen er zusammen schließlich Hashcash gründete.
Nach Afrika und Nordeuropa
Erstaunlicherweise fand Alens Mining ausgerechnet in zwei der teuersten Länder der Welt ein neues Zuhause: In Norwegen und Finnland. Eine weitere Farm betreibt Hashlabs in Äthiopien, derzeit in Planung ist ein Mining-Center an einem Standort, der bisher wenig erschlossen ist: in Indonesien.
Äthiopien, erzählt Alen, ist tark im Kommen. Über kaum ein Land reden Miner derzeit mehr, wenn sie sich treffen. Seit das Land den gewaltigen Nil-Staudamm vollendet hat, verfügt es über einen Überschuss an Strom. „Die Regierung hat erkannt, dass Mining ein guter Abnehmer ist. Daher unterstützt sie die Branche.“
Wenn man vorhabe, eine richtig große Farm aufzubauen, ergänzt Jaran, sei Äthiopien neben den USA und Russland ein Top-Standort. 100, 200 Megawatt sind möglich, chinesische Miner bauen bereits riesige Rechenzentren auf. Allerdings hat das Land auch einen Nachteil: „Äthiopien hat eine große Regierung, im Verhältnis zur Wirtschaft eine der größten der Welt. Es ist sehr zentralisiert, es gibt mächtige Institutionen, die alles regulieren. Das macht es sehr kompliziert.“
Ähnlich sind die Erwartungen an Indonesien. Auch dieses Land hat dank eines Staudamms einen Überschuss an Energie, doch auch es ist zentralisiert und reguliert scharf und teilweise willkürlich. „Man kann etwas bewegen, muss dafür aber die richtigen Leute kennen“, meint Alen. Er hofft, auch hier große Farmen zu erschließen, vielleicht mit 100 oder mehr Megawatt.
Norwegen schließlich, wo Hashlabs weitere Minen betreibt, ist „das Gegenteil von Kasachstan“, meint Jaran: „Die Regierung ist nicht direkt Pro-Mining, aber sehr stabil, und das bedeutet, dass es auch für sie selbst schwierig ist, die Branche mit Willkür und zu viel Regulierung zu gängeln.“ Man weiß, woran man ist. Ähnlich ist es in Finnland, doch da es zur EU gehört, ist es dort etwas komplizierter.
Warum Mining in Skandinavien am lukrativsten ist
Im Generellen bemüht sich Hashlabs, das Mining so harmlos wie möglich zu machen. Man verwendet vor allem Hydrocooling anstatt der Kühlung durch Rotatoren. Das ist viel leiser, so dass man die Farmen auch nahe an Städte bauen kann, ohne dass sich die Anwohner gestört fühlen, wie es jüngst im norwegischen Hadseln war.
Da Hydrokühlung zudem effizienter ist, kann man besser in warmen Ländern minen, wie etwa Indonesien. Außerdem braucht sie weniger Platz, etwa 2-3 Mal weniger, was in Finnland und Norwegen ob der teuren Bodenpreise nützlich ist.
Daneben speist Hashlabs seine Minen mittlerweile ausschließlich durch erneuerbare Energien. Sowohl in Nordeuropa als auch Äthiopien bedeutet das überwiegend Wasserkraft. In Finnland beginnt man derzeit damit, die Abwärme an eine Stadt zu verkaufen, um das Heizen zu verbilligen. „Das gehört hier mittlerweile zum Geschäftsmodell,“ erklärt Jaran, „unsere vollautomatisierten Farmen in Skandinavien sind global die wettbewerbsfähigsten.“
Allerdings skalieren die Minen in Skandinavien anders. Da man nur begrenzt Abnehmer für Wärme findet, ergeben riesige Minen, wie am äthiopischen Nil-Staudamm, keinen Sinn. Stattdessen sind kleinere Farmen lukrativer, wodurch das Mining in Skandinavien relativ kleinteilig und dezentral wird.
Standorte mit großen Nachteilen
Als Miner muss man neue Standorte ausprobieren, wenn man nicht dem Trend hinterherrennen will, den andere setzen. Das kann aber auch in die Hose gehen. Alen und Jaran erzählen nicht direkt aus eigener Erfahrung, doch sie haben von anderen Minern viele Geschichten gehört.
„Ein interessantes Beispiel war Angola,“ erzählt Alan, „Nach dem Verbot in China sind viele chinesische Miner dort hingezogen. Die Strompreise sind günstig, die Regierung war erfreut über die Einnahmen. Doch schon nach wenigen Monaten überlasteten die Miner das Stromnetz, und die Regierung erließ ein Verbot.“
Auch vom südamerikanischen Markt hält sich Hashlabs bisher fern. Bei Paraguay, das dank des großen Staudamms an der Grenze nach Brasilien ein Magnet für Miner wurde, ist Jaran skeptisch: „Das Land hat schon seit Jahren ein so großes Potenzial, doch es scheint sich nicht zu verwirklichen.Das macht mich misstrauisch, der Standort muss einen Nachteil haben.“
Bei Ländern wie Venezuela und dem Iran ist der Standortnachteil offensichtlicher: Beide bieten günstige Strompreise, haben aber eine willkürliche, teils despotische, tief korrupte Regierung. „Man muss sich in Venezuela auf zwielichtige Deals einlassen, um Zugang zum Stromsystem zu bekommen, und landet oft bei kriminellen Partnern.“ Dazu kommt, dass das Stromnetz in Venezuela rasch überlastet ist, weshalb die Regierung erst vor kurzem Minen geschlossen hat.
Ähnlich ist es im Iran: Dort gibt es zwar viel sehr günstigen, stark subventionierten Strom aus Kohle und Gas. Doch die meisten Miner machten den Fehler, Farmen an Punkten im Netz aufzubauen, wo sie nicht sein sollten, so dass es dort ebenfalls zu Überlastungen kam. „Äthiopien macht das besser. Sie skalieren sukzessive hoch und beobachten, ob das Stromnetz mit der Last mitkommt,“ erzählt Alen.
Mining macht sich unverzichtbar
In den Jahren, die Jaran und Alen mit Hashlabs Bitcoins minen, hat sich bereits viel getan. Die Farmen wurden komplexer, die Technik moderner. Dieser Trend, erwarten die beiden, wird anhalten.
Schon heute zeichnet sich ab, dass Miner die Hitze nicht nur als Abfall betrachten, sondern weiter verwerten, indem sie Ortschaften und Industrien zu heizen. Damit senken sie die Heizkosten, so dass Privatleute und Fabriken Kosten sparen. Darüber hinaus beginnen Miner derzeit, sich mit dem Energiesystem zu verflechten, schon länger in Texas, seit neuestem auch in Japan. Solche Vorteile des Minings kommen langsam in der Öffentlichkeit an.
„Mining muss sich unverzichtbar machen,“ meint Alen, „so dass man es gar nicht mehr verbieten kann.“ In Finnland schält sich dies schon jetzt heraus. „Wenn Finnland das Mining verbieten würde“, überlegt Jaran, „würden die Preise fürs Heizen steigen; man müsste mehr Energierohstoffe verbrennen, um Hitze zu schaffen, daher werden auch die Preise für diese Rohstoffe steigen, etwa für Gas, was wiederum die Industrie schädigt. Das hat Kaskaden-Effekte.“