Rebellen in Myanmar drängen Militär-Junta zurück – und Kryptowährungen spielen dabei eine wichtige Rolle

Seit dem Militärputsch in Myanmar widersetzt sich die Nationale Einheitsregierung (NUG) der Militärjunta. Mittlerweile beherrscht sie einen Großteil des Landes. Dies verdankt sie auch der Entscheidung, Kryptowährungen wie Tether zu verwenden.

Es kommt selten vor, dass rebellische Bewegungen gewinnen, wenn ihnen nicht ein erster entscheidender Streich gelingt. In der Regel arbeitet die Zeit für die herrschende Macht.

In Myanmar kann man derzeit das Gegenteil beobachten: Die Rebellion der Nationalen Einheitsregierung (NUG) gewinnt zunehmend Land gegen die Militärjunta, die sich 2021 an die Macht geputscht hat.

Kürzlich fiel die wichtigste Grenzstadt des Landes, Myawaddy, an die Rebellen. Damit hat die NUG die Kontrolle über zahlreiche strategische Grenzregionen nahe Indien, China, Bangladesch und nun auch Thailand übernommen. Während die Militärjunta weiterhin das Zentrum des Landes kontrolliert, haben die Rebellen bereits die größten Teile der Peripherie erobert.

Diese ungewöhnlich beharrliche Rebellion verdankt ihren Erfolg auch dem Stablecoin Tether (USDT) und anderen Kryptowährungen. Der NUG gelingt es als vermutlich erste Rebellionsbewegung der Welt, Kryptowährungen erfolgreich für sich zu nutzen.

Wie die NUG Krypto verwendet

Schon 2021 hat die NUG Tether zur offiziellen Landeswährung ernannt. Seitdem demonstriert sie wieder und wieder, dass sie in der Lage ist, Kryptowährungen kreativ für ihre Zwecke zu nutzen.

Die Rebellion finanziert sich vor allem durch Spenden. Durch den Druck der Junta trockneten jedoch die Spenden aus dem Inland zunehmend aus, weshalb die NUG von Zuwendungen der Diaspora im Ausland abhängig ist. Millionen Menschen aus Myanmar leben in Thailand, Hunderttausende in Malaysia, Singapur, Japan, Korea, den USA, England, Europa und so weiter. Diese Diaspora sammelt Geld für die NUG. Um die Blockade der Junta – die sich nicht nur auf Banküberweisungen, sondern auch PayPal erstreckt – zu umgehen, nutzen sie dafür Kryptowährungen wie Tether.

Dazu begann die NUG, digitale Anleihen herauszugeben. Bereits im November konnte sie mit diesen innerhalb weniger Tage mehrere Millionen Dollar einnehmen, mittlerweile kamen ungefähr 50 Millionen zusammen. Diese unverzinsten Anleihen werden von der Diaspora gekauft, nicht als Investment, sondern als Unterstützung der NUG. Die Einnahmen werden in Tether gewechselt und auf diese Weise ins Land gebracht.

Im Juni 2022 hat die NUG dann eine digitale Version der Landeswährung herausgegeben, den Digital Myanmar Kyat (DMMK). Dieser Stablecoin bildet den Kyat auf der Stellar-Blockchain ab und kann über eine App namens NUGPay versendet werden. Im April 2023 waren angeblich 15 Billionen digitale Kyat im Umlauf, was etwa 5,3 Millionen Dollar entspricht.

Noch innovativer wurde die NUG 2023, als sie im Sommer die Spring Development Bank (SDB) gründete, eine moderne, blockchainbasierte Neobank. Diese soll „die finanzielle Säule zu sein, die die Flammen der Revolution erhält“ – so der gewählte Präsident der NUG, Duwa Lashi La. Die Bank sei wie ein „finanzieller Pavillon“, ein „geschütztes Heiligtum für den Wohlstand der Öffentlichkeit“.

Die Spring Development Bank baut nicht nur auf Tether auf, sondern integriert auch – jetzt wird es wild! – Uniswap Pools auf der Ethereum-Sidechain Polygon, um Stablecoins in andere Währungen zu wechseln. Etwa Singapur-Dollar, thailändische Baht, koreanische Wong oder japanische Yen. „Unsere Revolution gegen die Militärdiktatur ist eng verbunden mit der Blockchain-Technologie“, erklärt ein Manager der Bank.

Kurz nach der Gründung gab die SDP ein Token heraus (SDP), welches sie per ICO verteilte und damit bis Ende November gut 10 Millionen Dollar einspielte.

Harte Dollar stechen weiche Kyat

Die Hinwendung zu Blockchain, Stablecoins und Uniswap dürfte vor allem aus der Not heraus geboren sein, Spenden empfangen zu können. Im traditionellen Finanzwesen ist die Junta klar im Vorteil, da sie nicht nur zentrale Institutionen wie die Zentralbank kontrolliert, sondern auch Druck auf den privaten Sektor ausüben kann. Krptowährungen haben jedoch die Spielregen geändert.

Als günstigen Nebeneffekt versetzt die Hinwendung zu Kryptowährungen die NUG in eine finanziell stabilere Lage. Denn wie die meisten Diktaturen vereint die Militärjunta ökonomische Inkompetenz mit Kontrollsucht. Wie üblich leidet darunter die nationale Währung, der Kyat, der seit 2021 zunehmend an Wert verliert. Derzeit rangiert er auf einem relativen Tiefpunkt von 0,04 Cent.

Dies jedoch ist nur der offizielle Preis. Denn wie alle autokratischen Währungsregimes versucht die Junta, den Kurs durch offizielle Wechselkurse und Währungs- sowie Kapitalkontrollen zu stabilisieren. Dies führt wie stets zu einem Aufblühen des Schwarzmarktes und einer Entkoppelung der Kurse. Im Sommer 2023, als sich die Währungskrise zuspitzte, betrug der offizielle Kurs 2.100 Kyat je Dollar, während man auf dem Schwarzmarkt bereits 3.500 Kyat berappen musste.

Indem die NUG auf den Stablecoin Tether setzt, dürfte sie ihre Finanzen zumindest zum Teil diesem Sog der Entwertung entzogen haben. Ihr hartes Geld, der Dollar, sticht das weiche Geld der Junta.

Quelle: bitcoin.de