Russlands Medienaufsicht blockiert Krypto-Aggregator

Die Roskomnadzor sperrt den Zugang zu BestChange, dem größten Krypto-Aggregator des Landes. Dank der hohen Verbreitung von VPNs dürfte der Effekt aber überschaubar bleiben.

BestChange ist für viele Menschen in Russland die erste Anlaufstelle, um Bitcoin und andere Kryptowährungen zu kaufen oder zu verkaufen.

Man kann auf der Seite eingeben, welchen Coin man benutzt – vor allem Bitcoin oder Tether (USDT) – sowie welchen Zahlungsdienstleister oder welche Bank. In der Liste ist so gut wie jede größere russische Bank vertreten, die Sberbank, Gazprombank, die russische Raiffeisen, die Post Bank, die Rosbank, Alfa-Bank, T-Bank und viele mehr. Danach erhält man eine Übersicht über außerbörsliche Wechselangebote (OTC), um beispielsweise seine Rubel gegen Bitcoin zu tauschen.

Seit Kurzem hat die Roskomnadzor die Seite jedoch gesperrt und in seine Blocklist aufgenommen. Einen konkreten Grund nannte sie nicht. Aber das muss sie vermutlich auch nicht: Die Seite wurde schon 2017 von einem Gericht in St. Petersburg verboten. Das Verbot wurde zwar 2018 aufgehoben, doch 2019 blockierte Roskomnadzor die Seite erneut, um den Block etwas später wieder aufzuheben.

Der Grund für das erneute Verbot dürfte ein Gesetz zu Kryptowährungen sein, das in Russland im November in Kraft trat. Während viele Kryptomedien damals euphorisch jubelten, dass Russland das Mining legalisiere, erklärte ein Gastautor auf unserer Seite, dass das neue Gesetz die Situation eher verschärft und viele Formen des Handels verbietet.

Neben vielem anderen verbietet das Gesetz jede Art Werbung für digitale Assets und jeden Service, der hilft, Kryptowährungen zu verwenden. Russlands größte Suchmaschine, Yandex, hat kurz darauf jede Werbung rund um Kryptowährungen ausgesetzt. Dass BestChange in gewisser Weise Werbung für den Wechsel von Rubel in Bitcoin oder USDT macht, könnte der Grund für die erneute Blockade sein.

Wie wichtig die Seite für den russischen Markt war und ist, zeigt die Statistik „beliebter Wechsel“. Neben ukrainischen Hrywnja auf Debitkarten dominieren russische Banken das Tortendiagramm: die T-Bank, das Faster Payment System (SBP) der russischen Banken, die Sberbank und weitere.

Allerdings dürfte der Effekt der Blockade durch die Roskomnadzor überschaubar bleiben. Rund 25 Prozent der russischen Internet-User nutzen laut einer Umfrage VPNs, durch welche man Blockaden umgehen kann. Im Jahr 2022, als Russland seinen idiotischen Massenmord in der Ukraine begann, stieg die VPN-Adoption in Russland um 167 Prozent.

Zwar blockiert die Roskomnadzor eifrig VPNs selbst – mittlerweile beinahe 200 -, und der Kreml hat erst im vergangenen Jahr ein Gesetz erlassen, welches Informationen darüber, wie man Internetrestriktionen umgeht, kriminalisiert. Im September kündigte die Regierung an, mehr als eine halbe Milliarde Dollar zu investieren, um VPNs schärfer zu zensieren. Im Dezember ging der Kreml sogar so weit, einige Regionen testweise vom globalen Internet abzukoppeln.

Doch auch dies scheint die russischen Internet-User wenig abzuschrecken. Laut einer Statistik von AstrillVPN haben 38 Prozent der russischen Internet-User im vergangenen Jahr VPNs verwendet. Daher dürfte man annehmen, dass die meisten Russen, die mit Bitcoin handeln, in der Lage sind, weiterhin auf BestChange zuzugreifen.

Oft verwenden Russen Kryptowährungen, um ihr Vermögen vor dem Zugriff der Tyrannen im Kreml zu schützen. Doch nicht selten nutzen sie Bitcoin oder USDT, um sich selbst zu schaden. Die Zentralbank hat im vergangenen Jahr mehr als 5.500 betrügerische Pyramidenspiele identifiziert, von denen 77 Prozent Kryptowährungen als Einlagen akzeptieren.

2023 waren es lediglich 50 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass einerseits die monetäre Kontrolle zunimmt, weshalb Betrüger nach anderen Mitteln suchen, und andererseits Kryptowährungen immer populärer werden. Daran dürften auch Blockaden durch die Roskomnadzor nichts ändern.

Quelle: bitcoin.de