USA verbieten chinesische Mining-Farm nahe Nuklearstützpunkt
Das Weiße Haus verbietet den Betrieb einer Mining-Farm in Wyoming, weil direkt neben einer Luftwaffenbasis mit nuklearen Interkontinentalraketen liegt. Der Verdacht besteht, dass in der Farm Spionage für China betrieben wird. Pikanterweise steht hinter dem Betreiber MineOne niemand Geringeres als Bitmain, der größte ASIC-Hersteller der Welt.
Am 13. Mai wurde das Bitcoin-Mining in den USA Chefsache: Das weiße Haus veröffentlichte ein Dekret, unterzeichnet von Präsident Joe Biden persönlich, welches den Betrieb einer Mining-Farm verbietet.
Der Präsident beruft sich unter anderem auf Gesetze zur nationalen Sicherheit. Die Mining-Farm nahe von Cheyenne, der Hauptstadt des Bundesstaates Wyoming, stelle eine Gefahr für diese dar.

Foto aus Wyomings Hauptstadt Cheyenne. Bild von dconvertini via flickr.com. Lizenz: Creative Commons
Der Grund: Die Mining-Farm befindet sich weniger als eine Meile vom US-Luftwaffenstützpunkt „Francis E. Warren Air Force„. An diesem werden die Interkontinentalraketen LGM-30 Minuteman stationiert, ein essenzieller Bestandteil der US-amerikanischen nuklearen Abschreckung.
Der Kauf des Grundstücks hätte eigentlich vom Komitee für Auslandsinvestments in den USA (CFIUS) genehmigt werden müssen. Doch diese wurde erst nach einem öffentlichen Hinweis aufmerksam. Bei einer Prüfung erkannte sie nationale Sicherheitsrisiken. Diese bestehen darin, dass die Farm von chinesischen Staatsangehörigen betrieben wird und spezialisierte Computergeräte ausländischer Herkunft in unmittelbarer Nähe zur Warren Airforce Base platziert. Diese sind „potentiell in der Lage, Überwachungs- und Spionageaktivitäten auszuführen“.

Interkontinentalraketen auf der Warren Air Force Base. Bild: öffentliche Domäne.
Das CFIUS erkennt nach interner Beratung keine Möglichkeit, diese Risiken ausreichend zu begrenzen. Daher urteilt das Weiße Haus, dass der Kauf des Grundstücks illegal gewesen sei. MineOne habe 120 Tage Zeit, das Gelände zu verkaufen, und 90 Tage, um es volltändig zu räumen. Mit sofortiger Wirkung dürfen die Mitarbeiter das Gelände nur noch betreten, um die Räumung auszuführen.
Mitarbeiter des CFIUS dürfen die Arbeiten kontrollieren und sämtliche Kontobücher sowie Unterlagen des Unternehmens überprüfen, Mitarbeiter und Geschäftspartner befragen und weitere notwendige Prüfungen durchführen.
Über MineOne selbst ist nicht viel zu sagen. Laut eigener Aussage betreibt der Miner mehrere Farmen in den USA mit insgesamt 350 Petahash, was Pi mal Daumen ein halbes Tausendstel des gesamten Netzwerks ausmacht. Spannend wird aber, was eine kurze Recherche über die Zusammenarbeit zwischen MineOne und seinem Partner, Bison Blockchain, erbringt.
Ein Artikel in der „Wyoming News“, der mittlerweile gelöscht wurde, berichtete darüber, wie Bison Blockchain, ein Startup aus Wymonings Hauptstadt Cheyenne, für MineOne einen Vertrag mit dem lokalen Energieversorger Black Hills Energy ausgehandelt habe. MineOne solle zunächst bis zu 45 Megawatt übernehmen – etwa ein Fünftel des Gesamtverbrauch von Cheyenne – und später bis zu 75 Megawatt. Betrieben werden sollten die Minen von Bison Blockchain, das versprach, 20 gut bezahlte Jobs in Cheyenne zu schaffen.
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen verlief jedoch nicht eben glücklich. Schon im März 2023 reichte Bison Blockchain eine Klage ein. In einem offenen Brief an die Stakeholder Ende Mai erklärte sich das Startup: „Als wir uns darauf vorbereiteten, den Strom anzuschließen und das Bitcoin-Mining auf der North Range Farm zu beginnen, besorgte uns das Verhalten von MineOne immer stärker. Sie handelten weniger wie Partner, denen wir vertrauen können, als wie Widersacher, die gegen uns agieren, mit der Agenda, die Projekte in North Range und Campstool zu übernehmen.“
North Range ist ein Businesspark im Norden von Cheyenne, etwa fünf Kilometer von der westlich der Stadt gelegenen Airforce Base entfernt. Campstool ist ein Ort ein paar Meilen westlich von Cheyenne. Nichts spricht bisher dafür, dass MineOne in unmittelbarer Nähe des Nuklearstützpunktes operiert.

Es sind rund fünf Meilen vom North Range Businesspark zum Luftwaffenstützpunkt nach Google Maps.
Ende des Jahres 2022 wurde Bison Blockchain als Betreiber der beiden Farmen ohne Angabe von Gründen durch chinesische Staatsangehörige ersetzt. Aus dem offenen Brief spricht die tiefe Enttäuschung, verraten und betrogen worden und nicht in der Lage zu sein, das Versprechen einzulösen, 20 Arbeitsplätze in Wyoming zu schaffen. Zugang zu den Mining-Farmen hatten ab nun nur noch Staatsbürger Chinas und Zeitarbeiter aus anderen Bundesstaaten.
Brisant wird die Geschichte jedoch im Oktober 2023. Bison Blockchain hat seine Klage erweitert und beklagt nun ein zweites Unternehmen – Bitmain, den größten Asic-Hersteller der Welt. Das Unternehmen mit Sitz in Beijing dominiert mit seinen Antminern weiterhin den Markt und kontrolliert, direkt oder indirekt, große Teile der globalen Hashrate.
„Als wir die Beweise und initialen Enthüllungen des Falles prüfte, wurde uns immer klarer, dass Bitmain hinter der Übernahme der Farmen durch ein chinesisches Konglomerat steht sowie der Entfernung von Bison Blockchain als ihr Betreiber.“ Die Klageschrift schildert die Übernahme in minuziösen, mitunter ermüdenden Details. Es begann damit, dass MineOne nach Anweisungen von Bitmain kleine Änderungen durchsetzte, etwa dass in der North Range Farm nicht nur mit eigenen Geräten gemined, sondern auch fremde Geräte gehostet werden, und endete mit einer „subversiven und ausgeklügelten Übernahme“, an der Personal von Bitmain direkt beteiligt war.
In der Klageschrift erfährt man auch, dass Bison Blockchain für die „North Range Site“ den Ankauf eines Grundstücks an der 635 Logistic Drive in die Wege geleitet hat. Damit haben wir eine Adresse – unmittelbar an der Warren Air Force Base, neben einem Wall Mart und dem Wymoning Supercomputer Center. Man kann auf Google Maps sogar noch die Lagerhallen für die Mining-Farmen sehen (siehe Titelbild).
In einem weitere, kurzen Update berichtet Bison Blockchain noch, dass der Gerichtsprozess weitergehe und dass „die chinesischen Miner die Energie-Ressourcen von Wyoming nutzen, um Bitcoins zu minen, die Bitcoin-Community auseinanderzuführen, und ihre Operationen und das Personal nahe der Warren Air Force Base und Wyomings kritischer Infrastruktur betreiben.“ Das kommt noch dazu, gegen das man Klage erhoben habe. Nun seien 16 Anwälte beschäftigt.
Da an der Stelle erstmals der Luftwaffenstützpunkt ins Spiel kommt, kann man annehmen, dass der „öffentliche Hinweis“, den das Weiße Haus erwähnt, von Bison Blockchain selbst kam.