WalletConnect sanktioniert User aus Russland

Während die Sanktionen gegen Russland weiter in die Web3-Welt eindringen, gewinnen Kryptowährungen an Beliebtheit. Die Regierung zieht die Kapitalkontrollen und die Finanzüberwachung an, verfolgt aber vage Pläne, internationale Zahlungen in Krypto auszugleichen.

WalletConnect ist ein praktisches Instrument, um eine Web3-Wallet mit einer Web3-App zu verbinden. Man kann jede Ethereum-Wallet auf jedem Gerät verwenden, um sich auf dezentralen Börsen oder anderen Webseiten einzuloggen. Das Login-Problem, das das klassische Internet plagt, ist damit auf dezentrale Weise gelöst.

Nun blockiert WalletConnect allerdings User aus Russland. Damit werde man den jüngsten Vorgaben der OFAC am US-Finanzministerium gerecht, die über die Sanktionen gegen Russland und andere Länder entscheidet, erklären die Entwickler. Zeitweise wurden auch Regionen der Ukraine blockiert, was aber mittlerweile wieder aufgehoben wurde. Neben Russland schließt WalletConnect auch User aus Nordkorea, dem Iran, Syrien und Kuba aus.

Inwieweit diese Sanktionen tatsächlich die User treffen, die Kryptowährungen benutzen, um schlechte Dinge zu finanzieren, etwa Mord, Waffen oder Terrorismus, ist jedoch eine offene Frage. Sehr wahrscheinlich nur in einem geringen Ausmaß, da Kriminelle stets kreativ waren, technische Blockaden zu umgehen. Diejenigen dagegen, die Krypto brauchen, um sich vom Griff des Regimes zu befreien, sind ebenso wenn nicht stärker betroffen.

In Russland scheinen Kryptowährungen an Beliebtheit zu gewinnen. Dies erklärt der Direktor der Finanzaufsicht Rosfinmonitoring, Yuri Chikhanchin. Er berichtet von 185.000 Krypto-Transaktionen in den ersten Monaten 2023, was zwar wenig klingt, aber mehr als dreimal so viel ist wie im Vorjahr.

Die Fähigkeit der Aufsicht, Transaktionen zu erkennen und Bürgern Russlands zuzuordnen, scheint nur wenig ausgeprägt zu sein. 185.000 Transaktionen sind nur ein kleiner Bruchteil der täglich anfallenden Transaktionen auf Bitcoin, Ethereum und anderen Blockchains. Möglicherweise liegt diese geringe Trefferquote auch daran, dass die Aufsicht keines der gängigen Werkzeuge von westlichen Blockexplorern verwendet, sondern ein Tool, das sie in Voraussicht der Technologie-Sanktionen selbst entwickelt hat. Dieses verfolgt laut Chikhanchin Transaktionen auf 30 Blockchains. Es wird nicht nur in Russland, sondern auch in einigen arabischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern verwendet. Der Riss, der sich derzeit durch die Welt zieht, zeigt sich auch bei der Blockchain-Überwachung.

Chikhanchin ruft die Regierung dazu auf, Kryptowährungen endlich zu regulieren. Zwar diskutieren Finanzministerium, Zentralbank und Duma seit Jahren die Regulierung, teilweise auch mit sehr konkreten Plänen, doch sie haben es bisher nicht geschafft, sich auf ein konkretes Gesetzespaket zu einigen. Einer der Gründe liegt in den deutlich unterschiedlichen Ansätzen von Finanzministerium und Zentralbank, was sich in einer starken Volatilität der Vorschläge äußert, die zwischen einem vollständigen Verbot und der vollen Integration ins Finanzwesen schwanken.

„Je schneller eine Entscheidung fällt, desto besser“, meint Chikhanchin, „Wir wissen bereits, was wir tun werden, sowohl wenn Kryptozahlungen legalisiert werden, als auch wenn sie komplett verboten werden. Aber wir müssen endlich die Regeln des Spiels verstehen.“

Die Beliebtheit von Kryptowährungen in Russland könnte auch ein Zeichen dafür sein, dass das Vertrauen in die Finanzpolitik und den Rubel bröckelt. Nach der starken Erholung im vergangenen Jahr ist der Preis des Rubels in diesem Jahr von rund 15 auf 10 Dollarcent gefallen, auch wenn er sich derzeit wieder etwas aufrappelt und rund 11 Cent erreicht.

Die Regierung stützt den Rubel durch immer weitergehende Kapitalkontrollen. Erst Ende Oktober wurden neue Regel erlassen, die Unternehmen, die den russischen Markt verlassen, dazu verpflichten, ihre Bestände gegen Rubel zu verkaufen oder erhebliche Verzögerungen in Kauf zu nehmen. Daneben hat die Zentralbank die Zinsen erhöht, während die Regierung große Unternehmen zwingt, Teile ihrer Devisenreserven zu verkaufen. Bei einer Legalisierung wären wohl auch Kryptowährungen betroffen, die so noch unter dem Radar fliegen.

Diese zunehmende Kontrolle des Finanzwesens in Russland trifft auch die Kunden von Banken. Vor kurzem startete eine Bank zusammen mit der Aufsicht ein Pilotprojekt, um die Krypto-Aktivitäten ihrer Kunden zu überwachen. Wenn es erfolgreich ist, soll die Überwachung auf das ganze Land ausgedehnt werden, so dass Banken zur Agenten der Kontrolle werden.

Diese Maßnahme soll allerdings weniger Krypto klein halten, sondern vielmehr einen regulierten Markt schaffen. Dieser würde es Staatsunternehmen potenziell erlauben, Zahlungen mit internationalen Partnern in Kryptowährungen zu begleichen. Details hierzu sind aber rar.

Quelle: bitcoin.de